Bruder Lorenz Rademacher SAC ist am 10. Dezember 2020 nach längerer Krankheit heimgegangen. Der gebürtige Sauerländer aus Möllmicke (Kreis Olpe) wurde 76 Jahre alt. "Bruder Lorenz" feierte seine 1. Profess am 30.11.1964 und trat Anfang der 80er Jahre am Vinzenz-Pallotti-Kolleg als Lehrer in Erscheinung - der kleine, bescheidene und leise Mann übernahm einige Oberstufenkurse in den Fächern Deutsch und Religion. Und es gibt nur wenig, worin Bruder Lorenz nicht im besten Sinne "besonders" war. Zunächst waren wir Patres als Lehrer gewöhnt, dann kamen weltliche Lehrer, schließlich auch Lehrerinnen dazu - aber einen Bruder hatte es bis dahin nicht als Lehrer gegeben: Br. Rademacher sollte auch der einzige in der Geschichte des VPK bleiben.
Der ruhig-intellektuelle Kopf kam als hochgeistiger Fachlehrer, doch ganz offensichtlich ohne pädagogischen Überlebenskoffer zu uns. Dennoch bestand er alle Tests, die Schüler ihren Lehrern antun, um die Regeln des Spiels auszuloten. Nach einiger Zeit hatte er sogar so etwas wie einen heimlichen Kultstatus, auch weil das Fach Religion nach seiner Fasson besser ganz unverblümt "Theologie" geheißen hätte - sein Anspruch war enorm, doch nahm er uns mit in diese Welt, die ihn so sehr faszinierte.
Hatte an diesen Erfolg des scheuen Mannes bei seinem Eintreffen am Pallotti-Kolleg noch niemand von uns so recht glauben wollen, machte er am benachbarten Mädchengymnasium (SJG) die Überraschung perfekt: Auch dort denken heute noch Schülerinnen aus dem Leistungskurs Deutsch sehr gern an ihn zurück, denn auch bei den jungen Damen verschaffte er sich durch seine kompetente und entwaffnend ehrliche Art einiges Ansehen. Nach seiner Zeit als Lehrer ging Lorenz Rademacher nach Vallendar, wo er zunehmend mit Krankheit zu kämpfen hatte, bevor er zuletzt im Limburger Missionshaus der Pallottiner Station machte.
Lorenz Rademachers moderne, zeitlos aktuelle Theologie brannte für einen der Kerngedanken Pallottis. Sein kritischer Einwurf "Zur Rettung des Feuers" in "Pallottistraße 1" sagt - auf gewohnt anspruchsvolle Weise - genauso viel über den Pallottinerbruder wie auch über dessen spirituellen Mentor, Vinzenz Pallotti. "In diesem Sinne scheint es notwendig und nützlich, ... nicht Überlegungen anzustellen, die lediglich der Mumifizierung eines Heiligen dienen. Sondern Fragen aufzuwerfen, die Pallottis Sache vielleicht weiterführen und weitertreiben könnten, und eventuell ein wenig der „Rettung apostolischen Feuers“ dienen."
Wir schätzten ihn, wir respektierten ihn, und obwohl er sich mit menschlichen Kontakten zeitlebens nicht leicht tat, mochten wir ihn sehr. Danke, danke, und eine gute Reise, Bruder Lorenz.
Die Beisetzung wird in aller Stille und (pandemiebedingt) leider ohne Besucher stattfinden müssen | Zum Totenbrief der Pallottiner für ihren Mitbruder
Für den Freundeskreis/Fotos
Stefan Heuel